Energiewirtschaft: Energiewende kostet 1,2 Billionen Euro bis 2035

Der Bundesverband für Energiewirtschaft hat zusammen mit EY ausgerechnet, wie viel Investitionen für die Energiewende nötig sind.

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Strommasten vor blauem Himmel

Strommasten in Bremen

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.

Die deutsche Energiewirtschaft muss nach eigenen Angaben bis 2030 in die Energiewende rund 721 Milliarden Euro investieren. Bis 2035 kämen weitere 493 Milliarden Euro hinzu, geht aus einer Analyse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor, die er zusammen mit der Beratungsfirma EY erstellt hat.

350 Milliarden Euro werden demnach bis 2030 für grüne Stromerzeugungsanlagen fällig, 140 Milliarden für die Strom- und Gastransportnetze, ebenso viel Geld für deren Verteilnetze. Hinzu kommen 32 Milliarden Euro für die Fernwärme, 15 Milliarden Euro für das H2-Kernnetz, 17 Milliarden Euro für Speicher und 23 Milliarden Euro für Erzeugungskapazitäten für grüne Gase, schreibt der BDEW im Fortschrittsmonitor Energiewende 2024 (PDF).

Die nötigen privaten Investitionen ermöglichten Wachstum, allein durch die Errichtung der Anlagen sei eine Bruttowertschöpfung von über 52 Milliarden Euro möglich. Die Energiewende könne zum Wachstumsmotor für Deutschland werden, meint der BDEW. Allerdings werde die voriges Jahr tatsächlich ausgelöste Bruttowertschöpfung auf etwa 28 Milliarden Euro geschätzt, das seien 54 Prozent des jährlichen Potenzials. "Immerhin konnte auf diese Weise der durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise verursachte Wachstumseinbruch in Deutschland begrenzt werden", schreibt der BDEW.

Im Jahr 2023 ist der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch erstmals auf über 50 Prozent angestiegen. Am Endenergieverbrauch bei Wärme betrug der Anteil über 18 Prozent und in der Mobilität mehr als 7 Prozent. Vor allem bei Wärme und Verkehr bleibe also der Handlungsdruck unverändert hoch, resümiert der BDEW.

Ein Problem dabei bleibe der Fachkräftemangel. Im dritten Quartal hätten knapp 46 Prozent der Handwerksbetriebe, die mit der Energiewende befasst sind, angegeben, der Fachkräftemangel hindere sie. Dieser Anteil habe bis zum vierten Quartal auf knapp 34 Prozent nachgegeben, das sei auf die schwache Konjunktur zurückzuführen.

Neben den Stromerzeugungsanlagen müssen auch die Netze ausgebaut werden, stellen EY und BDEW fest. Der Bedarf ergebe sich unter anderem durch exponentielles Wachstum an Photovoltaikanlagen, Wallboxen und Wärmepumpen. Neben den Netzanschlussprozessen sei die Integration in das System eine zunehmende Herausforderung, denn Wärmepumpen und Elektromobilität könnten zu neuen Lastspitzen im Netz führen.

Wichtig sei auch die Digitalisierung der Netze. Die Verteilnetze bräuchten auf allen Spannungsebenen Steuerungs- und Messtechnik/Sensorik. Auf der Verbraucherseite seien intelligente Messsysteme notwendig. Auf den hohen Spannungsebenen sei die Überwachung und Steuerung schon weit ausgebaut, nun müssten die anderen Ebenen folgen.

Zudem müssen Netzbetreiber verhindern, dass bestimmte Netzabschnitte nicht überlastet werden. Redispatches führen zu hohen Kosten bei den Übertragungsnetzbetreibern, die über die Netzentgelte vom Verbraucher gezahlt werden müssen. Daher müsse nicht nur das Netz ausgebaut, auch müsse das Engpassmanagement optimiert werden.

(anw)